Vorträge zum Altern aus verschiedenen Perspektiven
Der Kölner Sozialforscher Frank Schulz-Nieswandt warf am Dienstag in seinem Eröffnungsvortrag „Haltungsfragen im Hilfe-Mix in der Gemeinde“ den Blick auf haltungsbedingte Hindernisse einer sich verändernden Pfleglandschaft. Sozialwissenschaftlerin Jutta M. Bott von der Fachhochschule Potsdam gab einen Überblick über Vorstellungen des Alterns und notwendige Haltungsänderungen zur Pflege ebenso wie zur allgemeinen Lebensführung, die sich aus dem nicht aufzuhaltenden Pflegenotstand ergeben. Der Autor und Journalist Hajo Schumacher berichtete zum Abschluss der Eröffnungsreden in einem lebhaften Vortrag aus persönlichen Erfahrungen aus Pflegeeinrichtungen und alternativen Wohneinrichtungen, die er bei den Recherchen zu seinem Buch „Restlaufzeit“ gesammelt hat.
Am zweiten Tag eröffnete der Freiburger Professor für Medizinethik Giovanni Maio die Vortragsreihe mit einem eindringlichen und wertschätzenden Appell an die Leistungen von Pflegekräften. Das geringe gesellschaftliche Ansehen des Berufsfeldes Pflege leite sich aus einer zweckrationalen Logik unserer (post-)modernen verwertungs- und gewinnorientierten Gesellschaft ab. Er plädierte für eine „Ethik der Sorge“ und stärkte damit den anwesenden Beschäftigten im Pflegebereich moralisch stark den Rücken. Adelheid Kuhlmey, Charité Berlin und Mitglied im Deutschen Ethikrat, beschloss die Vortragsreihe mit einem Appell für eine realistische Einstellung zum Altern. Dazu gehöre die Akzeptanz zunehmender Verletzlichkeit und gleichermaßen das Annehmen der positiven Effekte des Alterns, wie zunehmender Erfahrung als großes gesellschaftliches Potential und Grundlage zur individuellen Teilhabe.