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21.11.19

Altern mit Haltung? Rückblick auf den 6. Brandenburger Pflegefachtag

Unter dem Motto "Altern(n) - Eine Frage der Haltung" diskutierten auf dem 6. Brandenburger Pflegefachtag in Erkner rund 150 Beschäftigte aus Pflegeeinrichtungen mit Vertretern aus Kommunen, Verbänden und Politik.
Wie wollen wir altern? Ob der Prozess des Alterns als ständiger Verlust von Fähigkeiten oder als fortschreitender Fluss und Veränderung wahrgenommen wird entscheidet jeder für sich. Auf dem 6. Brandenburger Pflegefachtag wurde der Fokus auf ein notwendiges Umdenken von Gesellschaft, Verwaltung, Einrichtungen (und nicht zuletzt von jedem Einzelnen) in Bezug auf das Älterwerden gelegt. Die damit verbunden vielfältigen Herausforderungen, wie bspw. den Umgang mit der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen und Hochbetagten, wurden in abwechslungsreichen Vorträgen und praxisnahen Foren und Workshops von rund 150 Teilnehmenden diskutiert.
Vorträge zum Altern aus verschiedenen Perspektiven

Der Kölner Sozialforscher Frank Schulz-Nieswandt warf am Dienstag in seinem Eröffnungsvortrag „Haltungsfragen im Hilfe-Mix in der Gemeinde“ den Blick auf haltungsbedingte Hindernisse einer sich verändernden Pfleglandschaft. Sozialwissenschaftlerin Jutta M. Bott von der Fachhochschule Potsdam gab einen Überblick über Vorstellungen des Alterns und notwendige Haltungsänderungen zur Pflege ebenso wie zur allgemeinen Lebensführung, die sich aus dem nicht aufzuhaltenden Pflegenotstand ergeben. Der Autor und Journalist Hajo Schumacher berichtete zum Abschluss der Eröffnungsreden in einem lebhaften Vortrag aus persönlichen Erfahrungen aus Pflegeeinrichtungen und alternativen Wohneinrichtungen, die er bei den Recherchen zu seinem Buch „Restlaufzeit“ gesammelt hat.

Am zweiten Tag eröffnete der Freiburger Professor für Medizinethik Giovanni Maio die Vortragsreihe mit einem eindringlichen und wertschätzenden Appell an die Leistungen von Pflegekräften. Das geringe gesellschaftliche Ansehen des Berufsfeldes Pflege leite sich aus einer zweckrationalen Logik unserer (post-)modernen verwertungs- und gewinnorientierten Gesellschaft ab. Er plädierte für eine „Ethik der Sorge“ und stärkte damit den anwesenden Beschäftigten im Pflegebereich moralisch stark den Rücken. Adelheid Kuhlmey, Charité Berlin und Mitglied im Deutschen Ethikrat, beschloss die Vortragsreihe mit einem Appell für eine realistische Einstellung zum Altern. Dazu gehöre die Akzeptanz zunehmender Verletzlichkeit und gleichermaßen das Annehmen der positiven Effekte des Alterns, wie zunehmender Erfahrung als großes gesellschaftliches Potential und Grundlage zur individuellen Teilhabe.
Diskussion von Handlungs- und Gestaltungsfragen in den Foren

In zehn Foren wurden an beiden Tagen pflegepolitische und praxisnahe Handlungs- und Gestaltungsfragen diskutiert. Dabei dominierten Themen der Organisationsgestaltung, denen sich Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflege gleichermaßen stellen müssen, wie bspw. Changemanagement, Digitalisierung, Fragen zur Arbeitsteilung zwischen Einrichtungen und Kommunen und dem aktuellen Stand der Pflegeberufereform. Es wurden außerdem Konzepte zur Beteiligung von Angehörigen und der Einbettung von Pflegeeinrichtungen im Nahraum vorgestellt. Die Gestaltung der kommunalen Unterstützung sowie die Weiterentwicklung der Pflegestützpunkte fand Raum in den Foren. Darüber hinaus gab es auch ganz konkrete Angebote für Pflegefachangestellte zum Thema Stressmanagement und praktische Neuerungen bei der Zahngesundheit und im Impfschutz für Pflegeeinrichtungen.
Vertreter der Landespolitik beim Pflege-Talk

Auf dem Pflege-Talk am Dienstagabend diskutierten Landtagsabgeordneter Ronny Kretschmer (Die Linke) und Michael Luthard vom Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit Vertreter*innen aus den Verbänden, den Pflegekassen, Kommunen und Einrichtungen über die herausfordernden Aufgaben im Pflegebereich und mögliche Lösungen.

Terminhinweis

Nach der Tagung ist vor der Tagung:
Der 7. Brandenburger Pflegefachtag findet am Dienstag, den 10., und Mittwoch, den 11. November 2020, wiederum im Bildungszentrum Erkner statt.